Europacup Altenberg: Hoch–tief–hoch!

Zwei 2er-Rennen und ein Rennen im 4er Bob. Einmal top, dann ein Abflug und zum Ende wieder ein gutes Ergebnis. Alles vor und dazwischen hier zum Nachlesen.

24.11.–4.12.: Lillehammer–Altenberg–Training

Von Oslo sind wir nach der Europacup-Premiere in Lillehammer wieder mit der Fähre zurück nach Kiel gereist. Von dort aus dann weiter mit unserem Transporter nach Altenberg – Fahrzeit 8 Stunden. Einquartieren, Materialcheck, eine Mütze Schlaf und am Tag darauf (Dienstag) direkt zum Bahntraining. Da wir nach unserer Saisonvorbereitung in Altenberg die Lenkung wieder zurück gebaut haben, bin ich diese Bahn mit dem neuen Equipment also noch nie gefahren. Was grundsätzlich kein Problem sein sollte. Doch dem war leider nicht so. Am Mittwoch hatten Roger und ich einen ziemlich heftigen Sturz. Roger zog sich dabei eine Gehirnerschütterung zu. Mir passierte nichts schlimmes, ausser dass mir alles weh tat und mein Schädel ziemlich heftig brummte. Nichts desto trotz fuhren wir am zweiten Trainingstag wieder. Als Pilot kämpfte ich immer wieder mit der Fahrlinie. Will heissen, dass ich probierte eine richtig gute Linie zu fahren und dennoch nicht schnell genug war.

Mit dem 4er-Training konnten wir mannschaftsbedingt dann erst die Woche darauf am Montag starten. Wir machten zwei saubere Läufe und haben uns somit für das 4er Europacup Rennen qualifiziert. Was uns etwas überrascht hat, hatten wir doch bis vor dem Training erst fünf Fahrten im 4er auf dieser schwierigen Bahn gemacht.

Die letzten zwei Trainingstage nutzten wir um die Schnelligkeit mit dem 2er Bob wieder zu finden. Der Aufwand und das harte arbeiten lohnte sich – wir kämpften uns die schnelle Linie zurück. Am Abschlusstraining bestätigten wir die Linie. Einen zweiten Lauf an diesem Tag liessen wir aus um mehr Zeit für die Rennvorbereitung zu haben. Kufen schleifen, Kufen polieren, Bob putzen, Bob polieren, ganzes Material bereitstellen und natürlich die Erholung nicht zu vergessen.

5.12. / 2er Europacup Rennen / Rohner, Fässler

Adrian Fässler und ich hatten diesmal nicht so viel Glück bei der Auslosung. Wir bekamen die Startnummer 11. Deshalb konnten wir vor dem Rennen nicht gut abschätzen, wie unsere Chancen sein werden. Da der Start in Altenberg sehr lange geradeaus geht, ist es für uns nicht einfach mit den Besten mitzuhalten. Wir starteten 4 Hundertstel schneller als noch im Selektionsrennen (Saisonvorbereitung) in Altenberg. Die erste Fahrt war perfekt und das Material lief sehr gut. Als wir im Ziel waren, leuchtete die Nr. 2 auf und wir wussten, das ist sehr gut, denn die meisten europäischen Topteams waren schon unten. Nach dem ersten Lauf lagen wir auf Rang 3. Jetzt wollte ich als Pilot endlich die Chance packen und im zweiten Lauf diese Leistung bestätigen. Dank genauer Planung der Vorbereitung mit dem Trainer fühlte ich mich diesmal viel sicherer. Das Motto war: es gibt keinen zweiten Lauf, sondern nochmals einen ersten Lauf. Gleich fahren wie vorher und nichts verbessern wollen. Beim zweiten Start passierte dem Adrian ein kleiner Ausrutscher. Wir wussten sofort, jetzt müssen wir erst recht um unseren ersten internationalen Podestplatz kämpfen. Trotz des Fehlers starteten wir sogar eine Hundertstelsekunde schneller. Im Ziel angekommen lagen wir auf dem 2. Rang – im oberen Teil noch auf dem 7. Rang. Wir wussten jedoch, wer noch kommt und waren zuerst etwas enttäuscht, dass wir nicht schneller waren und den 3. Platz sichern konnten. Doch der deutsche Bob war im zweiten Lauf nicht mehr so schnell und fiel hinter uns. Da war der Fall klar: Als bestes Schweizer Team an diesem Rennen standen wir auf dem Podest! Was für eine Freude und Erleichterung.

6.12. / 2er Europacup Rennen / Rohner, Fässler

Am nächsten Tag stand bereits das nächste 2er-Rennen an. Selbstverständlich wollten Adrian und ich unser Ergebnis bestätigen und nach vorne angreifen. Der Start war etwas langsamer doch wir waren nach dem ersten Lauf wieder sehr gute Drittplatzierte. Mittlerweilen wusste ich, wie man sich mental auf den zweiten Lauf vorbereitet. Machte den selben Ablauf wie am Vortag. Als wir an den Start gingen, war es ein unglaubliches Gefühl, denn wir wussten wir gehören zu den letzten drei am Start und da ist die Stimmung immer sehr speziell und ergreifend. Der Start war ähnlich gut wie der beim ersten Lauf. Die Fahrt war dann nicht ganz so perfekt und ich wusste, jetzt müssen wir alles geben um den Podestplatz zu verteidigen. Doch es war zuviel Bullen-Power. Wir stürzten ziemlich heftig aus dem Kreisel. Uns beiden passierte zum Glück nichts schlimmes. Der ganze Körper tat uns zwar weh und der Rücken von Adrian war ziemlich fest rot. Was für ein sch...ss Gefühl, wenn man nach dem ersten Lauf dritter ist und dann stürzt. Wir waren beide sehr enttäuscht. Doch weil nach dem Rennen auch die Siegerehrung vom Vortag stattfand und wir oben auf dem Podest standen, konnten wir schlussendlich die beiden Rennen mit einem lächelnden und weinenden Auge abschliessen.

7.12. / 4er Europacup Rennen / Rohner / Fearon / Fässler / Giumma

Zeit um über den Sturz im 2er zu grübeln hatten wir zum Glück keine. Denn am Tag darauf stand ja noch das 4er-Rennen an. Mit nur zwei Trainingsfahrten, bei welchen wir nicht die schnellsten Kufen drauf hatten, waren wir nicht perfekt vorbereitet für das Rennen. Wir konnten nicht einschätzen, was die frisch polierte Strecke und die Fahrt mit polierten Kufen bringen würde. Was wir wussten – wir waren gut drauf und können Vollgas geben. Was für ein geiles Gefühl, mit 125.91 Stundenkilometern den Eiskanal in Altenberg hinunter zu donnern. Im ersten Lauf waren wir unglaublich schnell. Wir waren selbst ein wenig überrascht als wir nach dem ersten Lauf auf dem 6. Rang lagen. Im zweiten Lauf lief es ähnlich gut, doch wir waren nicht mehr so schnell. Woran das gelegen hat? Keine Ahnung! Doch mit dieser Vorbereitung auf den 8. Schlussrang – wiederum als bestes Schweizer Team – zu fahren hat uns dennoch happy gemacht. Unser Teammitglied Pascal Moser haben wir übrigens an das Team von Cedric Follador ausgeliehen, welches an diesem Rennen auf den guten 11. Schlussrang gefahren ist.

Was für zwei Wochen in Altenberg – mit diesen Höhen und Tiefen. Jetzt heisst es alles zu analysieren und daran zu wachsen. Dieses Jahr wird in Altenberg die Elite WM stattfinden. Selbstverständlich ein grosses Ziel von uns, dort ein gutes Resultat abzuliefern. Doch eines nach dem anderen. Wir sind qualifiziert für den nächsten Europacup in Winterberg vom 13. bis 15. Dezember, wo ein 2er-Rennen und zwei 4er-Rennen stattfinden. Momentan sind wir das beste Schweizer Team im Europacup und dies wollen wir auch bleiben und mit weiteren Top-Resultaten überzeugen.